Italienisches TV enthüllt Geheimer Parallel-Impfmarkt in Deutschland! Mehr als 100 Mitarbeiter eines italienischen Luxus-Ressorts in München geimpft + Bericht über zweiten Fall + Söder verspricht Aufklärung Eine Mitarbeiterin des italienischen Luxus-Ferienressorts Forte Village bei ihrer Corona-Impfung
Foto: Rai/YouTube

Artikel von: ALBERT LINK, STEPHAN KÜRTHY U. WOLFGANG RANFT

veröffentlicht am 14.06.2021 - 13:40 Uhr Der Verdacht ist ungeheuerlich: Existiert neben dem offiziellen deutschen Verteilsystem für Impfstoffe ein Parallel-Markt für zahlungskräftige Kunden aus dem Ausland?

Der italienische Fernsehsender "Rai 3" hat dafür etliche Anhaltspunkte gesammelt. Und sendete am Sonntagabend einen Beitrag, der politischen Sprengstoff für Deutschland birgt!

Das ist gleich mehrfach anrüchig: In Deutschland warten zahlreiche Menschen weiter auf ihre Erst-Impfung, Ende Mai galt zudem noch eine strikte Priorisierung. Und: Die Impfung ist in Deutschland grundsätzlich kostenfrei, darf aber nur Personen deutscher Staatsangehörigkeit oder Meldeadresse verabreicht werden.

Der Verdacht: Geschah das Ganze dennoch mit Wissen oder gar auf Drängen der Politik? Die große Frage: Wer bereicherte sich daran? Nach BILD-Informationen liegt der Fall inzwischen zur Prüfung bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg, die für Gesundheits- und Medizinthemen zuständig ist.

Nach der Impfung gab es ein Bier

Das Management des Ferienressorts hatte nicht den Eindruck, sich in einer rechtlichen Grauzone zu befinden, im Gegenteil: Lokale Medien zeigten Fotos der fröhlichen Reisegruppe, die nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" am Münchner Flughafen sogar noch Zeit fanden, ein Bier vor dem Rückflug zu trinken.

Zu BILD sagte Lorenzo Giannuzzi (70), Chef des Forte Village Resorts Sardinien: "Wir haben einfach eine Gelegenheit genutzt, die uns geboten wurde - im vollen Respekt aller Regeln. Und deshalb war unser Verhalten, wie immer, völlig korrekt."

Zum Hintergrund sagte ein Manager des Hotels Italiens öffentlich-rechtlichem TV-Sender Rai 3, es sei wichtig gewesen, dass die Ferienanlage vorbreitet sei, damit Gäste dort sicher Urlaub machen könnten. Man habe die erste "Etappe" genommen, da in Italien Impfungen für Mitarbeiter in Unternehmen noch nicht möglich gewesen seien.

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) prüft nach eigenen Angaben nun ein mögliches Fehlverhalten. Das bayerische Gesundheitsministerium teilte mit, dass auch die Landesärztekammer gebeten worden sei, mögliche berufsrechtliche Verstöße zu überprüfen. Ebenso habe das Ministerium die Staatsanwaltschaft informiert.

Der Münchener Arzt Dr. Udo Beckenbauer erklärte im italienischen TV sein Mitwirken an der Impfaktion
Foto: Rai/YouTube
"Wurde gebeten, die Impfungen durchzuführen"

Für Rai 3 sprach Reporterin Francisca De Candia mit einem der an der Operation beteiligten Ärzte, Udo Beckenbauer. In dem Interview behauptet der deutsche Arzt, dass es "die deutsche Regierung" war, die die Operation ermöglicht hat. "Aus welchem Grund", fügt er hinzu, "das weiß ich nicht. Ich wurde gebeten, die Impfungen durchzuführen."

Und als De Candia nachhakt, sagt Beckenbauer, dass der Befehl "von oben" kam, "weil sie dort Urlaub machen".

Dann merkt er offenbar, dass er etwas gesagt hat, was er nicht hätte sagen sollen, und bittet, das eben Gesagte zu vergessen.

Die Politik ist alarmiert, verspricht Aufklärung. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (54, CSU) zu BILD: "Ich habe starke Bauchschmerzen dabei. Die zuständigen Stellen, also die KVB, müssen das untersuchen und klare Regeln aufstellen. Wir haben Impfstoff-Ausfälle im Juli. Deshalb finde ich einen solchen Impftourismus falsch. Das muss geklärt werden und mit klaren Regeln versehen werden."

Die Pool-Anlage im Ferienressort "Forte Village" auf Sardinien
Foto: PR
Herkunft des Impfstoffes ungeklärt

Der Anwalt Bernhard Knies, der den Mediziner vertritt, teilte mit, dass sein Mandant Mitte Mai gefragt worden sei, ob er an der Aktion am 21. Mai behilflich sein könne. Er habe seine Bereitschaft signalisiert, wenn die Gruppenimpfung rechtlich abgesichert sei.

"Auch persönlich fand ich die Impfung der überwiegend einfachen Hotel-Angestellten sinnvoll, da mir bekannt war, dass Sardinien zu den Schlusslichtern bei den Impfquoten in Italien gehört", erklärte der Impfarzt.

Vor Ort am Flughafen sei dann bereits alles organisiert gewesen. "Der Impfstoff ist von dritter Seite zur Verfügung gestellt worden." Insofern ist bislang nicht geklärt, woher der bei der Aktion verwendete Impfstoff stammt.

Eine Sprecherin des Ministeriums in München erklärte, dass die Staatsregierung nur für die staatlichen Impfzentren im Freistaat zuständig sei. Es gebe keine Kompetenzen bezüglich eines italienischen Unternehmens und man könne auch nicht die Herkunft von Impfstoff ermitteln, der von einer niedergelassenen Arztpraxis genutzt wurde.

Das Ministerium geht davon aus, dass der für die Aktion verwendete Impfstoff über eine Apotheke ausgeliefert worden sein muss. In Deutschland werde der vom Bund bestellte Impfstoff über den Großhandel und die Apotheken verteilt, erläuterte die Ministeriumssprecherin.

Die Apotheken geben "auf Bestellung Impfstoff ausschließlich an solche an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmende Arztpraxen ab, die sie mit Praxisbedarf versorgen".

SPD fordert Aufklärung

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (63, SPD), fordert eine "lückenlose Aufklärung" des Vorgangs.

Der Vorsitzende der örtlichen SPD, Florian von Brunn (52): "Hier sind die Mitarbeiter der Schönen und Reichen geimpft worden, während man die Ungeimpften hängen lässt!"


Quelle: Italienisches TV enthüllt - Geheimer Parallel-Impfmarkt in Deutschland! - Politik Ausland - Bild.de